Eingewöhnungsmodell der Kinderkrippe
Nachfolgendes Konzept beschreibt die individuelle Eingewöhnung.
Dabei handelt es sich nicht um ein anerkanntes Eingewöhnungsmodell, sondern um eine zusammengefasste Version der pädagogischen Arbeit in der Einrichtung Kunterbunt in Adelsdorf. Inhalte, Theorien und Ansätze wurden zum eigens entworfenen Konzept zusammengeführt, um eine bestmögliche Eingewöhnung für das Kind zu erzielen. Bitte beachten Sie, dass im Kindergarten, keine so umfangreiche Eingewöhnung mehr stattfinden kann. Der Übergang in den Kindergarten wird sehr behutsam und Schritt für Schritt in Zusammenarbeit der beiden Bereiche, gestaltet.
Das Konzept kann auch als pdf-Datei geöffnet werden: Eingewöhnungsmodell der Kinderkrippe
Der pädagogischen Arbeit in der Kunterbunt liegt der situationsorientierte Ansatz zu Grunde. Bei diesem Konzept stehen die individuellen Bedürfnisse und Interessen, sowie die bisherigen Erfahrungen und die gegenwärtige Lebenssituation der Kinder im Mittelpunkt. Es werden Themen aufgegriffen, welche die Kinder aktuell beschäftigen und mit denen sie gerade, aber auch in der Vergangenheit und Zukunft, konfrontiert werden. Dies geschieht durch intensives Beobachten und Analysieren des Alltags und aufgrund besonderer (Schlüssel‐)Erlebnisse. Dabei ist auch der Austausch mit den Eltern darüber, wie es dem Kind gerade geht, was das Kind beschäftigt und wie sich die Familiensituation zuhause darstellt, von Bedeutung. Hier finden auch die Tür‐/ und Angelgespräche einen hohen Stellenwert.
Durch die spielerische Auseinandersetzung mit bestimmten Inhalten und Situationen lernen die Kinder, ihre Umwelt zu begreifen, sowie selbstbestimmter und sicherer aufzutreten. Es ist dabei sehr wichtig, die Kinder als Individuen anzunehmen. Jedes Kind besitzt seine eigenen Erfahrungen, Bedürfnisse und seine persönliche Lebensgeschichte. Diese ist beispielsweise durch die Familie, den Charakter oder die kulturelle Herkunft geprägt. Ebenso unterscheiden sich das Lerntempo und die Art und Weise, mit bestimmten Geschehnissen umzugehen.
Auch bei der Eingewöhnung bevorzugt die Einrichtung daher ein individuelles Modell und kein striktes Eingewöhnungskonzept. Je nachdem, welche Erfahrungen das einzelne Kind bisher mit Trennungen erlebt hat oder auch, wie sich die Beziehung zu den Eltern gestaltet, gehen die Kinder unterschiedlich mit der neuen Situation um. Das aktuelle Lebensumfeld, wie z.B. ein Umzug oder die Geburt eines Geschwisterchens, das Alter des Kindes sowie individuelle Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Schüchternheit oder Aufgeschlossenheit) spielen ebenso eine wichtige Rolle bei der Eingewöhnung. Die individuelle Eingewöhnung ermöglicht es uns, jedem Kind die Zeit zu geben, die es benötigt, um sich in seinem eigenen Tempo an die neue Situation zu gewöhnen und dadurch einen besonders sanften Übergang vom Elternhaus in die Krippe zu erleben.
Rituale sind laut Duden:
„wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung; Zeremoniell“
Zu den wichtigsten Ritualen zählen in der Krippe alle wiederkehrenden Abläufe, die regelmäßig stattfinden. Dies ist beispielsweise der Morgenkreis, das Mittagessen oder der Mittagsschlaf. Für Erwachsene scheinen Wiederholungen langweilig und nicht abwechslungsreich. Für Kinder jedoch haben Rituale einen viel höheren Stellenwert. Sie bieten Sicherheit, Orientierung und das Gefühl der Zugehörigkeit. Rituale können nur schwer abgeändert werden. Deshalb ist es ratsam, sich ihrer Wichtigkeit immer bewusstzu sein. Eine abrupte Änderung führtzu Unsicherheit und Verwirrung. Es wirft Kinder aus ihrem geregeltem Ablauf und sie müssen die Änderung neu verinnerlichen.
In der Eingewöhnung führen Eltern, oft unbewusst, Rituale ein. Esist wichtig, dies auch bedacht anzuwenden. Wenn beispielsweise eine Mutter immer zum Abschied einen Kuss auf die Stirn gibt und am Fenster winkt, fordert das Kind dies sehr wahrscheinlich auch in naher Zukunft wieder ein. Das Kind kann es nicht verstehen, wenn Rituale einfach unterbrochen oder gar weggelassen werden. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern diese oder andere Rituale bewusst anwenden und umsetzen. Dies wird sich auch positiv in der Eingewöhnung bemerkbar machen, da das Kind sich am Verabschiedungsritual orientieren kann. Und somit weiß es, meine Mama/ mein Papa geht jetzt und holt mich wieder ab.
Manche Kinder fordern in der Eingewöhnungsphase auch Rituale vom Personal ein, wie etwa das morgendliche Vorlesen eines Buches oder das gemeinsame Kuscheln. Dies greift das Personal auf und setzt es bewusst in der Eingewöhnungsphase um. Kinder streben selbstständig nach Sicherheit und Orientierung. Oftmals legt sich das Ritual nach vollständiger Eingewöhnung.
In der Einrichtung ist der Morgenkreis sehr wichtig. Dieser signalisiert den Einstieg in den Tag. Es ist für uns sehr wichtig, dass alle Kinder am Morgenkreis teilnehmen. Verspätete Bringzeiten, auch während der Eingewöhnung, werfen Kinder aus dem eigentlichen Rhythmus und das Gefühl des vertrauten Ablaufes geht verloren.
Die Bindung zwischen dem Kind und den Eltern ist enorm wichtig. Das Kind wächst im eigenen Zuhause mitseinen Erziehungsberechtigten auf, die, gerade im Säuglingsalter, die wichtigsten Bezugspersonen des Kindes sind. Damit sich das Kind weiteren Personen öffnen kann, muss dies auch von den Eltern bzw. den Erziehungsberechtigten gewünscht sein.
Bei der individuellen Eingewöhnung ist es uns sehr wichtig, dass alle Beteiligten rund um das Kind bereit für den Übergang in die Kinderkrippe sind. Bereit sein bedeutet, sich zu öffnen, dem Personal Vertrauen zu schenken und innerlich dem Übergang zuzustimmen. Jedes Kind hat ein Gespür und sehr feine Antennen. Es kennt die Verhaltensweisen der Eltern und weiß genau, ob sich diese wohl fühlen oder nicht. Daraus wird erschlossen, ob es sich in einer sicheren oder unsicheren Umgebung bzw. Situation befindet. Kinder vertrauen ihrer bisherigen Bezugsperson, bei der sie sich immer sicher und geborgen fühlten. Unsicheres oder gar „unechtes“ Verhalten signalisieren dem Kind, dass es den geschützten Rahmen, also die Nähe der Eltern, nicht verlassen sollte.
Kommunikation beinhaltet 80% nonverbale Körpersprache. Nur 20% fallen auf verbale Äußerungen zurück. Das heißt im Umkehrschluss, egal was dem Kind erzählt wird, es wird die Worte nicht ernst nehmen können, wenn der Körper nicht mit dem verbalen Ausdruck übereinstimmt. Dabei beinhaltet die nonverbale Kommunikation die Körpersprache, Mimik und Gestik sowie das Auftreten einer Person. Sichtbar ist eine innerlich ablehnende Haltung beispielsweise durch nervöse Handlungen, strenge und steife Körperhaltung, gespieltes Lächeln, kein langanhaltender Blickkontakt und striktes „Wegschieben“ des Kindes, um den Lösungsschmerz zu verringern. All diese Verhaltensweisen wird das Kind erkennen und sofort spüren.
Das heißt, dass Eltern bzw. Erziehungsberechtigte sich gemeinsam auf die Krippe vorbereiten müssen. Beide Elternteile müssen vorab ein gutes Gefühl bei dem Gedanken, dass ihr Kind bald die Krippe besuchen wird, besitzen. Es sollten Absprachen, z.B. über die Betreuungszeiten oder die Einrichtungswahl, getroffen werden, die beiden Elternteilen zusagen. Eine gute Eingewöhnung kann nur gelingen, wenn beide Erziehungsberechtigte ein „gutes Gefühl“ bei der Wahl ihrer Einrichtung haben. Kann ich mein Kind guten Gewissens dort abgeben? Ist es dort sicher und geborgen? Stimmt das Konzept mit dem eigenen Erziehungsstil überein? Diese und viele weitere Fragen sollten die Eltern vorab besprechen und beantworten.
Nicht jede Einrichtung und jedes Konzept einer Einrichtung stimmen mit den eigenen Erziehungsstilen überein. Deshalb sollte vorab das Konzept der Einrichtung sowie der Schnupper‐ oder Besichtigungstermin wahrgenommen werden. Daraus resultierend ergibt sich ein eigenes Bild über die Einrichtung. In manchen Fällen ist die Einrichtung nicht passend oder es wird eine Tagesmutter bevorzugt. Es ist in Ordnung, wenn sich doch um entschieden und eine andere Alternative ergriffen wird. Denn wie schon erwähnt, spielt es eine große Rolle, ob Erziehungsberechtigte sich innerlich darauf einlassen können oder nicht.
Was ist, wenn nur ein Elternteil möchte, dass das Kind in die Krippe geht und der andere die Krippe innerlich verweigert?
Bei Meinungsverschiedenheiten der Erziehungsberechtigten ist eine gute Absprache beider Parteien sehr wichtig. Es muss besprochen werden, welcher Grund hinter der Ablehnung der Eingewöhnung steht. Ist es der allgemeine Lösungsschmerz? Dann muss generell die Eingewöhnung überdacht werden. Vielleicht besteht die Möglichkeit, das Kind noch ein wenig zu Hause zu betreuen. Ist es eine Ablehnung oder ein schlechtes Gefühl der Einrichtung gegenüber, empfiehlt essich, das Personal direkt anzusprechen. Meist können aufkommenden Zweifel geklärt werden. Falls sich die Meinung nicht ändert, sollte in Betracht gezogen werden, andere Betreuungsmöglichkeiten aufzusuchen. Denn das eigene Gefühl, das dem Kind in der Eingewöhnung übermittelt wird, ist von großer Bedeutung.
Es kann auch vorkommen, dass vor allem ein Elternteil große Schwierigkeiten beim Ablösen des Kindes aufzeigt. In solchen Fällen hat es sich als positiv erwiesen, wenn der andere Elternteil die Eingewöhnung übernimmt.
Was kann ich tun, wenn mir die Trennung schwerfällt, ich aber weiß, dass das Kind in die Krippe muss?
Es ist enorm wichtig, im engen Austausch mit dem jeweiligen Personal zu stehen. Bestehen Ängste, sollten diese angesprochen werden. Das Personal wird stets offen und empathisch handeln, dem Elternteil transparenter gegenübertreten und die Gefühlslage ernst nehmen. Unsichere oder ängstliche Eltern dürfen jederzeit in der Einrichtung anrufen und sich um das Wohlbefinden des Kindes erkundigen.
Das Personal wird immer sehr sensibel und einfühlsam vorgehen. Es werden erst Trennungsversuche gestartet, wenn das Kind Kontakt zum Personal zulässt und ein sicheres Vertrauensverhältnis entstanden ist. Beispielsweise, wenn sich das Kind, wenn es traurig ist, auch vom Personal trösten lässt. Fühlt sich das Kind sichtlich nicht wohl, geht es ihm nicht gut oder nimmt es das Personal nicht an, wird auf jeden Fall Kontakt zu den Erziehungsberechtigten aufgenommen.
Während des Eingewöhnungszeitraumes sollten einige Regeln eingehalten werden. Wir bitten diese zu beachten:
- Handyverbot: In allen Gruppenräumen herrscht aus Datenschutzgründen, absolutes Handyverbot. Das Fotografieren ist zum Schutz der Kinder nicht gestattet. Es ist wichtig, dass die Eltern ebenso wie das Personal, erreichbar für ihre Kinder sind.
- In den Gruppenräumen ist Straßenschuh‐ Verbot, da sich Kleinkinder die meiste Zeit am Boden aufhalten.
- Vor Beginn der Eingewöhnung sollten Telefonnummern aktualisiert werden.
- Die Bezugspersonen müssen immer telefonisch erreichbar bleiben, gerade zu Beginn der Trennungsphase.
- Es muss Zeit für die Eingewöhnung geschaffen werden.
- Verschlossene Räumlichkeiten und Schränke der Einrichtung, dürfen nicht ohne Absprache genutzt werden. Dies ist ein Eingriff in die Privatsphäre der Einrichtung.
- Während oder kurz nach der Eingewöhnung sollte kein Urlaub oder längere Fehlzeiten geplant sein.
- Das Kind sollte während der Eingewöhnung nicht müde sein, da dies die Anpassung erschwert. Das Kind sollte daher ausgeschlafen in die Einrichtung kommen.
- Im Bestfall ist eine Person für die gesamte Eingewöhnung zuständig. Wenn es aus privaten Gründen nicht anders möglich ist, kann eine zweite Bezugsperson hinzugezogen werden. Innerhalb eines Tages sollte immer nur eine Bezugsperson für das Kind da sein.
Der erste Schritt ist die Anmeldung im Onlineportal. Den Link hierzu, finden Sie auf der Homepage der Gemeinde Adelsdorf. Sie legen sich einen Account und ein Profil für Ihr Kind an. Wenn ein Platz in unserer Einrichtung für Sie frei ist, dann erhalten sie in diesem Portal eine Nachricht mit der Platzzusage. Diese füllen Sie bitte aus und geben es wieder in unserer Einrichtung ab. Bitte lesen Sie alle Daten genau durch und beachten Sie die Abgabefrist. Wenn wir dementsprechend keine Rückmeldung von Ihnen erhalten verfällt der Anspruch auf den Platz.
Alle Interessenten erhalten die Möglichkeit, unsere Einrichtung zu besichtigen und aufkommende Fragen zu klären. Bitte melden, Sie sich vorher telefonisch an. Um zu garantieren, dass wir auch genügend Zeit für Sie haben.
Für die „Neuen Eltern“ findet jährlich ein separater Informationsabend statt. Hier erhalten die Eltern alle nötigen Informationen, zusammengefasst in einer Mappe, die für den ersten Tag in der Kinderkrippe notwendig sind. Zudem wird der Alltag vorgestellt und ein grober Überblick über das Krippenjahr gegeben. Außerdem besteht die Möglichkeit, Unklarheiten oder noch offenen Fragen zu klären. Uns ist es wichtig, dass die Eltern von Beginn an sicher und mit allen notwendigen Informationen ausgestattet in die Krippe kommen.
Für die Kinderkrippe ist ein flüssiger Informationsaustausch, bereits während der Eingewöhnung, von großer Bedeutung. Dies meint, dass wir alle relevanten Ereignisse und Vorkommnisse den Eltern persönlich bzw. durch das dafür vorgesehene Informationsheft mitteilen. Dies wird auch nach der Eingewöhnung weitergeführt. Genauso ist eine stetige Informationsweitergabe seitens der Eltern erwünscht (Hat das Kind schlecht geschlafen? Umstrukturierung zu Hause? Wer holt das Kind heute aus der Krippe ab?). Des Weiteren ist es wichtig, wenn sich Telefonnummern, Adresse, Abholberechtigte oder etwas am Gesundheitsbild des Kindes (z.B. Allergien) ändert, dies sofort der Einrichtung weiterzuleiten.
Bevor der erste Krippentag bei uns in der Kunterbunt beginnt, bieten wir jeder Familie die Möglichkeit, einen Vormittag bei uns zu „schnuppern“. Dies geschieht in der Regel circa einen Monat bevor das Kind die Einrichtung besucht und nimmt etwa ein biszwei Stunden in Anspruch.
Der Schnuppertermin dient dazu, einen kleinen Einblick in den bevorstehenden Krippenalltag und in die alltäglichen Rituale zu erhalten. Es ist uns wichtig, dass die Kleinen vor Beginn des ersten Krippentages in Kontakt mit uns treten. Weiterhin können hier erste Kontakte zwischen den Eltern, Kindern und Erziehern aufgebaut werden. Außerdem können noch offene Fragen oder Unklarheiten besprochen und kleine organisatorische Dinge geklärt werden. Falls die Einrichtung vorher noch nicht besichtigt wurde, besteht an diesem Tag die Möglichkeit, alle Räumlichkeiten der Kunterbunt zu sehen. Wenn der Elternabend nicht besucht werden konnte, erhalten Sie hier die Infomationsmappe. So sind die Eltern und ihr Kind bestens auf den ersten Tag in der Krippe vorbereitet.
Das "Ich – Buch" ist ein kleines Buch mit Fotos des jeweiligen Kindes, seiner Familie und dessen Umfeldes. Das Heft ist für die Kinder jederzeit zugänglich und bleibt in der Einrichtung. Zum einen dient es zum Trösten bei Phasen wenn die Kinder traurig sind. Wenn die Kinder ihre Eltern vermissen, holen sie es gerne zu sich und können so vertraute Personen sehen. Zum anderen dient es als Kommunikationsgrundlage zwischen den Kindern. Sie holen es gerne im Alltag heraus,setzen sich mit den anderen Kindern oder dem Personal zusammen und erzählen, was auf den Fotos zu sehen ist. Stolz zeigen sie ihre Eltern, Geschwister, Omas und Opas sowie Haustiere und ihr Zuhause.
Wenn das Kind die ersten Tage bei unsin der Einrichtung ist, gibt es vieleszu entdecken und alles ist neu. Der erste Beziehungsaufbau zwischen den Kleinen und dem Personal beginnt und in den folgenden Tagen wird, nach Einschätzung der Erzieher, mit den ersten Trennungsversuchen begonnen. Hierbei kann es für das Kind eine Hilfe sein, etwas Vertrautes von zu Hause bei sich zu haben, wie beispielsweise ein Kuscheltier, den Schnuller oder einen anderen kleinen Gegenstand, zu dem es eine starke Bindung hat. Dies gibt dem Kind in der neuen, unbekannten Situation Halt und Sicherheit.
Der Begründer der Bindungstheorie ist der Kinderpsychiater John Bowlby, der sich in den 1970er Jahren mit dem Bindungsverhalten des Kindes beschäftigte. Er hat herausgefunden, dass Kinder von Geburt an mit einem Bindungsverhaltenssystem und einem Explorationsverhaltenssystem ausgestattet sind. Diese bestimmen das Verhalten des Kindes von Anfang an. Das Bindungsverhalten dient dazu, die Nähe der Bindungsperson zu erhalten oder zurückzugewinnen, aber auch, um dort Schutz zu finden. Durch das Explorationsverhalten kann das Kind seine Umwelt erforschen.
„Explorationsverhalten beschreibt das Verhalten des Kindes, wenn es sich in der Lage fühlt,seine Umgebung selbstständig zu entdecken. Grundlage ist dabei für das Kind die sichere Bindung zu einer Bezugsperson."
Die beiden Verhaltensweisen stehen sich ergänzend gegenüber. Das bedeutet, dass sobald sich ein Kind sicher gebunden fühlt, es seine Umwelt aktiv erkunden kann. Das Bindungssystem ist also befriedigt. Ist es unsicher gebunden, zeigt es ein entsprechendes Bindungsmuster und das Explorationsverhalten ist eingeschränkt. Je besser also die Qualität der Bindung ist, desto mehr fühlt sich das Kind in der Lage, neue Dinge zu erkunden. Die Bindungsperson wird vom Kind, mit etwa einem Jahr, als „Sichere Basis“ genutzt. Diese wird im Normalfall bei emotionaler Belastung aufgesucht und wird als Ausgangspunkt für die Exploration der Umwelt genutzt. Deshalb ist es wichtig, dass während den ersten Tagen der Eingewöhnung die Mutter oder eine andere Bezugsperson anwesend ist. Die Kinder sind so in der Lage, ihre neue Umgebung zu erkunden.
Bindung entsteht zu der primären Bezugsperson bereits bei der Geburt des Kindes. In den meisten Fällen ist dies die Mutter. Diese Beziehung dient dazu, die Nähe zwischen den beiden Personen aufrechtzu erhalten und dem Kind den nötigen Schutzzu bieten. Kinder besitzen ein Verhaltenssystem, welches ihnen ermöglicht, Bindungen zu einer, aber auch zu mehreren bekannten Personen, aufzubauen. So können Erzieher, die entsprechend reagieren und mit dem Kind interagieren bzw. Bindung zu dem Kind aufbauen. Das Kind sendet stetig Signale aus, womit es einen bestimmten Zustand erreichen möchte. Durch Weinen oder Schreien wird gezeigt, dass momentan etwas nicht in Ordnung ist. Das Kind fühlt sich womöglich unwohl, hat Hunger, will gewickelt werden oder benötigt einfach die Nähe und den Schutz der Bezugsperson. Das pädagogische Personal reagiert dementsprechend und beschäftigt sich mit dem Kind, da dieses Verhalten die Grundlage für die Entwicklung einer sicheren Bindung bildet. Mit der Zeit entwickelt das Kind ein eigenes Bindungsverhalten, dasssich direkt an eine spezielle Person richtet, indem es zum Beispiel seine Arme hoch streckt oder zu ihr hin krabbelt. Die Einrichtung teilt den Kindern zu Beginn keine bestimmte Erzieherin zu, welche die Bezugsperson sein soll. Die Kinder sind selbstständige Individuen und dürfen deshalb selbst entscheiden, wer ihre Bezugsperson in der Kunterbunt wird.
Eine kurzzeitige Trennung von der primären Bezugsperson, wie der Besuch in der Kinderkrippe, kann Stress bei dem Kind auslösen. Dieser wird aber durch eine sensible Aufnahme der Erzieher bewältigt. Deshalb ist der Kunterbunt eine individuelle und auf das Kind abgestimmte Eingewöhnung sehr wichtig.
Bringen in der Zeit von 8.00 – 8.30 Uhr
Die Erziehungsberechtigten verlassen an diesem Tag nicht den Raum
Zu Beginn des ersten Krippentages ist ein sanfter und behutsamer Einstieg besonders wichtig. Gemeinsam können der Raum und die jeweiligen Spielsachen erforscht werden.
Sobald das Kind selbstständig auf andere Kinder, Personal oder Spielsachen zugeht, darf sich die Bezugsperson langsam zurückziehen.
Die Bezugspersonen halten sich dann im Hintergrund. Das Personal bietet hierfür eine Sitzgelegenheit. Die Eltern sollten auf Annäherungen und Blickkontakt des Kindes positiv reagieren – jedoch von sich aus keinen Kontakt aufnehmen, sondern eine passive Haltung einnehmen. Durch die Anwesenheit der Bezugsperson weiß das Kind, dass es jederzeit auf diese zurückgreifen kann.
Beim Morgenkreis sollten sich die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern dazu setzen. Während des Frühstücksist es wichtig, dass die Kinder mit den anderen Kindern gemeinsam am Tisch sitzen. Die Bezugsperson sollte sich, variabel nach dem Verhalten des Kindes, in der Nähe oder etwas Abseits aufhalten.
Verhaltensweisen des Kindes dürfen jederzeit dem Personal mitgeteilt werden, da dieses somit einen leichteren Zugang zum Kind finden kann. Da das Wickeln ein großer Eingriff in die Privatsphäre ist, übernimmt dies die Bezugsperson vorerst weiterhin. Dies wird nach Absprache an das Personal weitergegeben.
Mittagessen ist für diesen Tag noch nicht eingeplant.
Das Personal nimmt während des ersten Krippentages eine beobachtende Rolle ein, um möglichst viel über das Kind und dessen Verhaltensweisen zu erfahren.
Zum Abschluss des Tages wird Feedback und das weitere Verfahren, für den nächsten Tag, an die Eltern weitergegeben.
Bringen in der Zeit von 8.00 – 8.30 Uhr
Der Ablauf folgt wie am ersten Tag. Wenn bereits kleine Kontakte zum Personal aufgebaut wurden und das Kind bereit ist, wird nach Absprache mit dem Personal ein erster, sehr kurzer Trennungsversuch gestartet.
Wirkt das Kind noch sehr unsicher und ängstlich, wird noch keine Trennung stattfinden. Dies wird individuell abgestimmt, da dies von Kind zu Kind unterschiedlich ist.
Beim Verlassen des Raumes wird eine Verabschiedung des Elternteils vom Kind vorausgesetzt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass bereits hier die ersten Tränen fließen können. Ohne Verabschiedung entstehen Unsicherheiten, da der „sichere Hafen“ nicht mehr anwesend ist.
Wichtig! Die Bezugspersonen verlassen noch nicht vollständig die Einrichtung.
Der erste Trennungsversuch beträgt maximal zehn Minuten. Bei auftretenden Verlustängsten wird dem Kind erklärt und gezeigt, wo sich die Bezugsperson aufhält und die Trennung wird unterbrochen.
Akzeptiert das Kind die Trennung, kann dieser Zeitrahmen erweitert werden. Das Personal beendet die Trennung, wenn das Kind unruhig wird und holt die Bezugsperson in den Gruppenraum.
Auch dieser Tag endet wieder um circa 11.00 Uhr.
Bringen in der Zeit von 8.00 – 8.30 Uhr
Das Verhalten der Bezugspersonen sollte wieder eine passive und zurückhaltende, aber liebevolle Haltung sein.
Wenn bereits die ersten Trennungen stattgefunden haben, wird dies an diesem Tag weitergeführt und die Zeiten erweitert. Wie lange, wird mit dem Personal vereinbart.
Bei den Kindern, die noch keine Trennung erfahren haben, wird sich langsam an die erste Trennung herangetastet. Die Bezugsperson verlässt für einen kurzen Moment den Raum, indem sie beispielweise zum Kind sagt, sie geht zur Toilette. Auch hier ist das Verabschieden wieder sehr wichtig. Nachfolgend wird die Reaktion des Kindes beobachtet und das weitere Vorgehen geplant, um entsprechend auf das Kind einzugehen.
Wenn das Kind noch aktiv ist und noch keine Müdigkeitserscheinungen aufzeigt, kann der Zeitrahmen auf 11.45/ 12.00 Uhr erweitert werden. Bitte denken Sie daran, wenn dieser Zeitrahmen angedacht wird, Essen für das Kind mit einzupacken bzw. zu bestellen.
Der dritte Tag wird nach dem Mittagessen beendet. Wenn Kinder müde sind, beginnen sie oftmals unruhig und überempfindlich zu reagieren. Es ist sehr wichtig, dass das Unwohlsein nicht mit der Kinderkrippe verknüpft wird.
Der vierte und fünfte Tag der Eingewöhnung orientieren sich vollständig an den vergangenen Eingewöhnungstagen. Das Personal wird gemeinsam mit den Bezugspersonen das weitere Vorgehen und den zeitlichen Rahmen besprechen. Jedes Kind zeigt unterschiedliche Verhaltensweisen, deswegen wird von einer strikten Verallgemeinerung abgesehen.
Ab dem 6. Tag, also der beginnenden zweiten Woche, kann der Frühdienst und der Mittagsschlaf begonnen werden.
Hierfür muss allerdings Rücksprache mit dem Personal gehalten werden. Wird mit dem Mittagsschlaf gestartet, wird die Bezugsperson sofort nach dem Erwachen des Kindes, zur Abholung kontaktiert.
Bei Kindern, die noch sehr großen Trennungsschmerz aufzeigen, wird weiterhin behutsam und Schritt für Schritt die Trennungszeit erweitert. Wichtig ist eine behutsame und schrittweise Vorgehensweise.
Unsere individuelle Eingewöhnung verläuft so weiter, bis die Kinder vollständig eingewöhnt sind. Wir geben jedem Kind die Zeit, die es benötigt, was uns besonders wichtig ist. In der Regel ist die Eingewöhnung nach ca. 2 Wochen abgeschlossen.
Für die Kinder ist ein regelmäßiges Kommen, vor allem in der Eingewöhnung, besonders wichtig. Falls das Kind nicht die volle Woche gebucht ist, sollte mit dem Personal Rücksprache gehalten werden.
Bei der Eingewöhnung wird die Anwesenheitszeit der Kinder von Tag zu Tag gesteigert. Der Krippenalltag beginnt mit dem Ankommen der Kinder. Hierbei wird viel Wert daraufgelegt, dass jedes Kind begrüßt und in Empfang genommen wird. In der ersten Woche der Eingewöhnung besuchen die Kinder unseren Frühdienst noch nicht.
Sie kommen frühestens ab 8.00 Uhr, da um diese Zeit das vertraute Personal da ist und die Kinder in ihren eigenen Gruppenraum können. Um 9.00 Uhr starten wir mit unserem gemeinsamen Morgenkreis. Hier wäre es schön, wenn bereits alle Kinder der Gruppe anwesend sind, da sich die Kinder so als Gemeinschaft erleben. Danach gehen die Kinder zum Händewaschen und es folgt das gemeinsame Frühstück.
Anschließend, zwischen circa 10.00 Uhr und 11.00 Uhr, ist Zeit für diverse Angebote und Aktionen. In der Eingewöhnung steht hauptsächlich das Kennenlernen, Erkunden und Erforschen der Umgebung, der Spielsachen sowie der anderen Kinder und des Personals im Vordergrund.
Um etwa 11.30 Uhr gibt es Mittagessen, das selbst von zu Hause mitgebracht wird oder über unseren Caterer bezogen werden kann. Wenn die Kinder mit dem Essen fertig sind, besteht die Möglichkeit zum Mittagsschlaf. Auf die Schlafensituation wird im nächsten Unterpunkt genauer eingegangen.
Alle Kinder, die keinen Mittagsschlaf mehr benötigen oder mittags abgeholt werden, gehen in die Schneckengruppe bzw. zu den Marienkäfern. Dort findet auch der Nachmittagsdienst statt. Am Nachmittag geht das Personal individuell auf die Interessen der Kinder ein. Um etwa 14.30 Uhr gibt es nochmals einen kleinen Snack. Der weitere Verbleib wird situationsabhängig gestaltet. Beispielsweise gehen wir bei schönem Wetter nachmittags auch in den Garten.
Viele unserer Jüngsten benötigen noch Mittagsschlaf. Deshalb bieten wir den Kindern die Möglichkeit, nach dem Mittagessen zu schlafen. Bei Bedarf legen wir die Kinder auch bereits früher in ihr Bett.
Jedes Kind erhält sein eigenes Bett (Schlafnest, Reisebett mit Matratze), in dem es sich jeden Tag zum Schlafen legen darf. Bettwäsche wird von der Einrichtung gestellt. Falls es gewünscht wird, dass die Kinder in einem Schlafsack einschlafen, bitten wir diesen von zu Hause mitzubringen.
Während der Eingewöhnung, insbesondere in der ersten Woche, schlafen die Kinder in der Regel nicht bei uns. Die Kinder müssen sich zunächst an die neue Situation gewöhnen und mit dem Gruppenraum, dem pädagogischen Personal und den anderen Kindern vertraut werden. Sollen die Kinder zu diesem Zeitpunkt auch noch in den ungewohnten Schlafraum, in ein für sie fremdes Bett und dort mit einer für sie zunächst unbekannten Person einschlafen, überfordert das die Kinder häufig. Erst wenn das Kind soweit gefestigt ist und eine erste Beziehung zum Personal aufgebaut hat, wird dieser Schritt unternommen. Dies geschieht immer nach Einschätzung und auf Anraten des Personals.
Auch hierbei ist der Austausch mit den Eltern sehr wichtig. Für uns ist es von großer Bedeutung zu erfahren, wie das Kind zuhause am besten schläft bzw. wie seine Schlafgewohnheiten sind. Wenn die Erzieher die Kinder zum Schlafen legen, ist es oft hilfreich, wenn sie etwas Vertrautes bei sich haben, wie beispielsweise ein Kuscheltier, Schnuffeltuch oder einen Schnuller. Dies gibt den Kindern Sicherheit.
Wird das Kind während der Eingewöhnung oder im Krippenalltag müde, geht das Personal darauf entsprechend ein, um den Bedürfnissen des Kindes gerechtzu werden. Es legt das Kind dann, auch vormittags oder nachmittags zum Schlafen, sofern es vollständig eingewöhnt ist.
Wie bereits erwähnt, gehen alle Schlafenskinder nach dem Mittagsessen gemeinsam in den Schlafraum. Dabei bleibt in jedem Schlafraum jeweils eine Person bei den Kindern, bis alle eingeschlafen sind. Danach werden die Türen der beiden Schlafräume geöffnet, der Gruppenraum wird abgedunkelt und es bleibt eine Aufsichtsperson im Raum. Diese Person „wacht“ über die schlafenden Kinder und holt diese aus dem Schlafraum, wenn sie aufgewacht sind. Somit ist sofort einer vom Personal da und nimmt die Kinder behutsam entgegen.
In der Regel schlafen die Kinder problemlos in der Kinderkrippe ein. Sie freuen sich auf das Bett und die kleine Erholung nach dem anstrengenden Krippenvormittag.
Jedes Kind reagiert anders, denn jedes Kind besitzt seinen eigenen Charakter. Sie sind geprägt von Erfahrungen und Erlebnissen. Ebenso spielen der Erziehungsstil, der Charakter und vorgenommene Trennungen des Kindesin die Verhaltensweisen ein, die es in der Eingewöhnung aufzeigt.
Es gibt Kinder, die anfangs keinerlei Trennungsschmerz aufzeigen. Die Eingewöhnung verläuft problemlos und das Kind kommt gerne in die Einrichtung. Erfahrungsgemäß zeigt sich – immer – das Verhalten auf die Eingewöhnung. Es kann daher geschehen, dass das Kind erst nach einigen Wochen mit dem Trennungsprotest beginnt.
Kinder, die schon andere Einrichtungen oder Tagesmütter besucht haben, fällt der Einstieg in die neue Kinderkrippe oft leichter. Sie haben bereits erfahren, dassjederzeit Verlass und Sicherheit der Bezugspersonen besteht, auch wenn diese anfangs noch wenig bekannt sind.
Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Dimensionen Wertschätzung, Echtheit und Empathie, nach der Theorie des Ehepaar Tausch/Tausch, gelegt werden. Von der ersten Begegnung bis hin zum letzten Krippentag wird den Kindern in der Einrichtung mit diesem Wissen gegenübergetreten. Auch während der Eingewöhnung spielen diese Aspekte eine wichtige Rolle, damit es zu einem guten Beziehungsaufbau zwischen Erziehern und Kind kommt.
Wertschätzung:
Wir nehmen jedes Kind so an wie es ist und dies wird an keinerlei Bedingungen geknüpft. So kann auch jedes Verhalten des Kindes von dem pädagogischen Fachpersonal angenommen werden, egal ob es in das Wertesystem der Erzieher passt oder nicht. Unsere Jüngsten erhalten Anerkennung ohne sich beweisen zu müssen, werden aufgebaut und ermutigt. Daraus entsteht in den Gruppen ein gutes Klima zwischen Erziehern und Kind, das auf einer liebevollen, vertrauenswürdigen und ermutigenden Basis fundiert. Zudem wächst gegenseitiges Vertrauen und das Kind gewinnt an Sicherheit. Für das Kind selbst bedeutet dies, dass das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gestärkt wird. Dadurch entsteht körperliches und seelisches Wohlbefinden.
Empathie:
Unter Empathie wird ein einfühlendes, nicht wertendes Verhalten verstanden. Das bedeutet für unsere pädagogische Arbeit, dass wir uns in das Innere des Kindes einfühlen, dieses verstehen und auch annehmen. So fühlt sich das Kind wertgeschätzt, aber auch angenommen. Ebenso entwickelt das Kind Vertrauen gegenüber dem Erzieher. Die sich aufbauende Beziehung gewinnt an Vertrauen und Sicherheit.
Echtheit:
Solch ein Verhalten meint, dass Äußerungen, Verhalten, Mimik und Gestik mit dem inneren Erleben, also dem Fühlen oder Denken, einer Person übereinstimmen. Der Erzieher spricht also aus, was er denkt und fühlt. Wir als Team verhalten uns offen gegenüber dem Kind, was dazu führt, dass es zu einer größeren Selbstöffnung des Kindes kommt. Somit erhält das Kind mehr Zugang zu sich selbst und wird „echter“. Des Weiteren wird sein Selbstbewusstsein gestärkt und es entwickelt Kritikfähigkeit. So gelingt es dem Erzieher, eine tiefe persönliche Beziehung zu dem Kind zu schaffen und es entsteht ein partnerschaftliches Miteinander.
Eines der wichtigsten Verhaltensweisen, die das pädagogische Fachpersonal an den Tag legt, ist ein feinfühliges Verhalten.
„Der Begriff der Feinfühligkeit (maternal sensitivity) wurde durch Mary Ainsworth geprägt und bezeichnet die Qualität der Reaktion einer Bezugsperson, durch die diese die frühkindliche Bindung beeinflussen kann. Beobachtet wird, dass Kleinkinder mit denjenigen Bezugspersonen die stärksten Bindungen eingehen, die feinfühlig mit ihnen umgehen.“
Ein feinfühliges Verhalten wird also dann von dem Personal gezeigt, wenn die Signale des Kindes beobachtet und wahrgenommen werden, beispielsweise wenn ein Kind weint oder die Mimik sich verändert. Das Personal versucht diese Äußerungen des Kindes richtig zu interpretieren. Damit ist gemeint, dass das Personal richtig deutet, ob das Kind nun weint, weil es sich weh getan hat oder weil es Durst hat. Wurde es erkannt, wird das Bedürfnis angemessen und prompt befriedigt. So merkt das Kind, dass die Reaktion genau auf das geäußerte Gefühl bezogen ist, es wahrgenommen wird und seine Bedürfnisse befriedigt werden. Es fühlt sich wohl und geborgen.
„Feinfühliges Verhalten bedeutet auch, die Autonomie des Kindes, d.h. sein Bedürfnis nach Selbstregulation und Selbstbestimmung, zu respektieren (Bretherton 1987).“
Wie dem Eingewöhnungskonzept zu entnehmen ist, spielt Transparenz eine wichtige Rolle. Nicht nur die Eltern, sondern auch das Personal wird transparent arbeiten. Verhalten, Vorgehensweisen, Schritte und das Wohlbefinden wird offen mitgeteilt. Somit haben die Eltern die Möglichkeit, Vertrauen zum Personal aufzubauen.
Dem Personal ist es wichtig, dass die Eltern oder Erziehungsberechtigten jederzeit um das Wohlbefinden des Kindes Bescheid wissen. Ebenso muss das Personal relevante Informationen des Kindes erhalten. Viele Dinge oder Abläufe beeinflussen die Eingewöhnung. Beispielsweise zählen hierzu schlechter Schlaf, Krankheitsfälle, Trennung der Eltern, Zahnen oder sonstige Geschehnisse, die für die Einrichtung relevant sein könnten. Wichtig ist auch, dass Sie jederzeit telefonisch erreichbar sind, falls wir etwas Wichtiges mitteilen müssen oder Fragen haben.
Die Eingewöhnung besteht aus einer Verknüpfung zwischen Eltern, Personal und dem Kind. Alle Parteien sollten einer guten Zusammenarbeit zustimmen, um Ziele bestmöglich umzusetzen. Stimmen Ziele oder Anforderungen der Parteien nicht überein, ist Unzufriedenheit und Unwohlsein vorprogrammiert. Deshalb sollte das System als Einheit und Zusammenarbeit verstanden werden.
Kinder im Alter von circa einem Jahr befinden sich laut dem Theoretiker Erickson in der oralen Phase. Sie nehmen vieles in den Mund und nehmen dies über ihre Sensoren wahr. Gerade in der Krippe befinden sich einige Kinder in diesem Alter. Da Bakterien und Viren in den meisten Fällen über den Speichel übertragen werden, ist deshalb eine erhöhte Ansteckungsgefahr in der Kinderkrippe geboten.
Die täglichen Hygienemaßnahmen, wie das Desinfizieren der Tische und Stühle, das sofortige Reinigen von Utensilien mit infektiösen Kontakten und das strenge Einhalten der Krankheitsregelungen mindert zwar die Verbreitung der Viren und Bakterien, löscht sie aber nicht vollständig aus. Kinder sind oftmals schon vor Ausbruch der Krankheit ansteckend, ohne erkennbare Anzeichen. Dies erschwert die Verbreitung bzw. Verminderung der Ansteckungsgefahren.
Das Personal achtet daher bewusst sehr auf die Krankheitsregelungen in der Einrichtung. Folgende Maßnahmen sind im Vertrag und den Arbeitsregelungen des Personals enthalten:
- Meldepflichtige ansteckende Krankheiten müssen unverzüglich der Einrichtung gemeldet werden.
- Diese muss aufgelistete Krankheiten laut §34 IfsG an das Gesundheitsamt melden.
- Ansteckende Krankheiten werden ersichtlich in der Einrichtung, an der Pinnwand im Glasgang, aufgegliedert.
- Eltern oder Erziehungsberechtigte müssen unverzüglich das erkrankte Kind von der Einrichtung abholen.
- Bei Erbrechen, Durchfall oder Fieber muss das Kind 48 Std. symptomfrei sein und nicht die Einrichtung besuchen
- Das Personal besitzt eine Fürsorgepflicht allen Kindern gegenüber und muss die Sicherheit aller Kinder und des Personals gewährleisten. Bei Gefahr der Ansteckung muss das Personal deshalb Handeln und die Eltern des erkrankten Kindes zur sofortigen Abholung kontaktieren.
Das Kind wird innerhalb des ersten Krippenjahres vermutlich vermehrt erkranken. Das liegt daran, dass Abwehrkräfte noch nicht ausreichend im Immunsystem vorhanden sind. Dies ist, vor allem für berufstätige Eltern, nicht sonderlich erfreulich, sorgt aber meist in der Zukunft für ein gut aufgebautes Abwehrsystem.
Sollte das Kind während der Eingewöhnung erkranken, ist dies nachteilig, da die Eingewöhnung für einen gewissen Zeitraum unterbrochen werden muss. Meist erfordert dies einen kleinen Rückschritt bezüglich der Eingewöhnung. Trotzdem muss das Kind bei Erkrankung oder absolutem Unwohlsein zu Hause bleiben. Denn dann benötigt das Kind die elterliche, fürsorgliche Nähe und seine gewohnte Umgebung.
Generell kann bei einer Erkrankung des Kindes eine Krankschreibung über das Kind ausgestellt werden. Der Dienstausfall wird dann von der Krankenkasse erstattet. Hierfür muss genaue Rücksprache mit dem Kinderarzt getroffen werden.
Einmal jährlich findet eine anonyme Elternumfrage statt. Gerade da nicht nach einem strikten Eingewöhnungsmodell gearbeitet wird, ist es sehr wichtig, unser individuelles Konzept immer wieder zu hinterfragen, zu reflektieren sowie gegebenenfalls anzupassen.
Daher wird, neben anderen Aspekten, in der Elternumfrage auch immer die Zufriedenheit mit dem Ablauf der Eingewöhnung geprüft. Es wird abgefragt, ob sich die Eltern dabei sicher gefühlt haben, inwiefern ihnen etwas während dieser Zeit gefehlt hat und ob sie der Meinung sind, dass ihr Kind gut eingewöhnt ist. Außerdem wird angesprochen, ob sich die Eltern ein striktes Eingewöhnungsmodell anstelle des unseren Wünschen würden. Gerne können Sie hier auch eigenes Feedback hinterlassen.
Auch bei einem persönlichen Abschlussgespräch bzw. in der Abschluss‐Umfrage für die Eltern, deren Kind kurz vor dem Kindergartenübertritt steht, wird dieser Punkt nochmals aufgenommen.
Daneben steht im Garderobenbereich immer eine Box für Wünsche, Kritik und Ideen zur Verfügung, in die die Eltern anonym Anregungen einwerfen können. Zudem gibt es nach einem gewissen Zeitraum ein Eingewöhnungsgespräch, um gemeinsam mit Ihnen in den Austausch zu gehen. Hier ist gegenseitiges Feedback sehr wichtig.
Die Meinungen der Eltern bzw. die Elternumfragen werden zunächst ausgewertet und im Anschluss, gemeinsam im Team besprochen. Dafür eignet sich unter anderem die einmal wöchentlich stattfindende Teamsitzung. Die Rückmeldung der Eltern ist dabei äußerst wichtig und trägt dazu bei, gute Arbeit zu leisten und bestimmte Situationen und Aktionen nochmals zu reflektieren. So können wir gegebenenfalls überlegen, was sich, an unserem Vorgehen bei der Eingewöhnung, ändern lässt bzw. das weitere Vorgehen gemeinsam besprochen wird.
Auch die Eltern erhalten einen Einblick in die Auswertung der Elternumfrage. So werden die Ergebnisse werden zusammengefasst und anonym an der Pinnwand ausgehängt. So sehen die Eltern, dass uns die Reflexion unserer Arbeit wirklich etwas bedeutet und können sich über die Ergebnisse austauschen, wodurch eventuell nochmals neue Anregungen für unsere Arbeit geschaffen werden können. Sie dürfen uns gerne jederzeit Feedback geben.
Unter Berücksichtigung der Ansätze und des Menschenbildes, dass jedes Kind ein Individuum ist, halten wir das Vorgehen dieses Konzeptes als sinnvoll. Alle einzelnen Schritte der Eingewöhnung werden am Verhalten des Kindes angepasst. Dadurch erhält jedes Kind eine angepasste und behutsame Eingewöhnung.
Die Qualität unseres Eingewöhnungsmodells wird regelmäßig durch Elternumfragen reflektiert. Bisher wurde die Eingewöhnung als stets behutsam und einfühlend bewertet. Die Rückmeldungen der Eltern waren überraschend positiv und ermutigt uns weiterhin das eigenes entwickelte Eingewöhnungsmodell umzusetzen.
Das Team steht Kritik jederzeit offen gegenüber. Wir sehen Kritik nicht negativ, sondern nehmen dies immer als Weiterentwicklung unserer Arbeit, welche dauerhaft stattfinden sollte.
Theoretiker:
- John Bowlby, britischer Kinderarzt, Kinderpsychiater, Psychoanalytiker ‐ Bindungstheorie
- Bretherton 1987 – Bindungsforschung
- Tausch/Tausch, Psychologe, Gesprächspsychotherapie, Professor für Psychologie Universität Hamburg – Dimensionen
- Mary Ainsworth, Entwicklungspsychologin – Bindungstheorie
- Dr. phil. Armin‐Krenz ‐ „Institut für angewandte Psychologie und Pädagogik in Kiel“ – Situationsorientierter Ansatz
Gesetzliche Grundlagen:
- § 34 IfsG – Krankheiten & Ansteckungsgefahr Meldung an das Gesundheitsamt
Sonstige Quellen:
- www.duden.de - Definition‐ „Ritual“
Das Konzept wurde vom Team der Kunterbunt in Adelsdorf entwickelt und zusammengefasst. Die Urheberrechte besitzt die Einrichtung Kunterbunt. Eine Nutzung des Konzeptes, muss mit Quellen versehen werden.
©Kunterbunt, Adelsdorf 06.06.2019